Ein Klient verstand nicht, warum sich seine Partnerinnen regelmäßig mit seiner Mutter zerstritten.
Die Romanzen begannen jeweils vielversprechend. Das Kennenlernen war berauschend, Werte und Hobbys stimmten überein.
Kaum stellte er seine neue Partnerin der Mutter vor, provozierte sie die Freundin und machte sie schlecht. Sie zählte ihre Schwächen auf, die er zuvor nicht beachtet hatte. Diese Gedanken vergifteten seine Liebe und kurze Zeit später machte er Schluss.
Systemisch zeigte ich ihm auf, was sich genau abspielte, wenn seine Mutter sich einmischte. Sie wusste genau, was sie ihm sagen musste, um ihm die Freundin madig zu machen. So stellte sie sicher, dass sie die Kontrolle über ihn behielt und er nur ihr gehörte.
Die Erkenntnis war bitter und doch hilfreich für ihn. Er durchschaute die Strategien seiner Mutter und kann sein Verhalten ändern, sodass er sich selbst treu bleiben kann.
Definition “narzisstische Eltern”
Ein narzisstischer Elternteil ist jemand, der Merkmale von Narzissmus oder narzisstischer Persönlichkeitsstörung aufweist. Solche Eltern entwickeln eine besitzergreifende, toxische Beziehung zu ihren Kindern. Werden die Kinder groß und unabhängig, fühlen sich diese Eltern in ihrer Autorität bedroht.
Kinder sind für narzisstische Eltern Mittel zum Zweck und werden instrumentalisiert. Es wird erwartet, dass diese Kinder die Bedürfnisse der Eltern erfüllen. Narzisstische Eltern missachten persönliche Grenzen und wenden emotionale Gewalt an, um Kinder dazu zu bringen, sich den Erwartungen der Eltern anzupassen.
Wie verhält sich ein narzisstischer Vater?
Selten kümmert sich der narzisstische Vater um die Kinder. Er verfolgt seine eigenen Interessen und überlässt die Kindererziehung der Partnerin.
Bei besonderen Ereignissen wie Geburtstage, Konfirmation, Schulabschluss etc., sind sie jedoch da und lächeln stolz in die Kamera. Er fotografiert normalerweise nicht selbst, sondern die Mutter. Deshalb existieren mehr Fotos von narzisstischen Vätern mit ihren Kindern als mit den co-abhängigen Müttern.
Obwohl die Partnerin die Erziehung übernimmt, zeigt er seine Dominanz, wenn es um Entscheidungen geht. Er will bestimmen.
Der narzisstische Vater sieht seine Kinder als Teil von sich. Die Kinder gehören ihm und er kann mit ihnen tun, was er möchte. Auch ein Missbrauch wird von ihm als Grundrecht angesehen. Von dieser Überzeugung lässt er sich kaum abbringen.
Der Narzisst erkennt sich in seinem Kind wieder. Er ist der Überzeugung, dass sein Kind das glücklich macht, was auch ihn glücklich macht. Ob er dabei die wahren Bedürfnisse des Kindes respektiert, ist für ihn nicht relevant.
Ein Sohn wird vom narzisstischen Vater als Stammhalter auserkoren, unabhängig davon, ob er sich dafür eignet oder nicht. Falls er sich dazu nicht eignet, wird er mit drakonischen Mitteln gefügig gemacht.
Grundsätzlich belohnt der narzisstische Vater seine Kinder, wenn sie sich so verhalten, wie er es möchte. Tun sie es nicht, werden sie nicht nur mit Liebesentzug bestraft, sondern mit Verachtung, Unterdrückung oder gar Schlägen.
Egal was die Kinder machen, es wird nie genügen. Sie enttäuschen ihren Vater ständig und versuchen, dies zu vermeiden.
Die guten Eigenschaften haben sie allesamt vom narzisstischen Vater geerbt, die Schwächen natürlich von der Mutter. Versagen die Kinder, hat natürlich die Mutter bei der Erziehung versagt. Da konnten sich nicht einmal seine guten Gene durchsetzen.
Der narzisstische Vater begleitet die Kinder nicht durchs Leben. Er hetzt sie wie Pferde vor seiner Kutsche und verlangt von ihnen alles ab.
In Franz Kafkas Die Verwandlung hat die Hauptperson Gregor Samsa einen narzisstischen Vater.
Narzisstische Mutter
Eine nach außen hin perfekte Familie ist das Aushängeschild einer narzisstischen Mutter. Der Schein muss jederzeit und unter allen Umständen gewahrt werden. Um dies zu erreichen, geht diese Mutter über Leichen, bzw. sie ist bereit, die zarten Seelen der Kinder rücksichtslos mit Füßen zu treten.
Die Kinder werden auf Leistung getrimmt, damit die Mutter damit prahlen kann. In den USA nehmen Kinder an umstrittenen Schönheitswettbewerben statt, die Mutter stets enthusiastisch klatschend im Publikum.
Diese Mutter scheint aufopferungsvoll zu sein, jedoch nur oberflächlich betrachtet. In Wahrheit sind die Kinder Objekte der Selbstverwirklichung. Diese Mutter hat alles unter Kontrolle, dominiert alles Wichtige wie Urlaub, Ausbildung, sogar Freunde und Partner der Kinder. Manche Schwiegertochter wird von ihr terrorisiert, bis sie sich endlich zurückzieht.
Die narzisstische Mutter empfindet keine Gefühle und wirkt deshalb oft überlegen und abgeklärt. Sie lässt es sich jedoch nicht nehmen, Gefühle vorzuspielen, z.B. bei einer Beerdigung, bei der sie besonders laut weint. Ihr Lachen ist stets eine Spur überspitzt, die Gefühle stimmen selten mit dem Gesichtsausdruck überein. Daran kann man das Spiel erkennen.
Eine solche Mutter gewinnt die Anerkennung nicht nur im familiären Umfeld, sondern sie engagiert sich ebenfalls in Vereinen und Organisationen. Dabei ist es ihr wichtig, ständig darüber zu reden und zu betonen, wie einflussreich, wichtig und sozial sie ist.
Die Beziehung zum Vater ist vergleichbar mit einem Diener. Er empfängt ihre Befehle, muss als Prellbock für alles herhalten und wird grundsätzlich runter gemacht. Die Kinder spüren, dass sie die Wärme von ihm bekommen würden, damit ziehen sie jedoch den Zorn der Mutter auf sich, weil sie im Mittelpunkt stehen will. Deshalb übernehmen sie die Verachtung der Mutter gegenüber Männern.
Narzisstische Großeltern
Es hat sich etabliert, dass Großeltern in vielen Fällen einen großen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Deshalb ist ihr Einfluss nicht zu unterschätzen. Solche Großeltern massen sich an, Kinder besser erziehen zu können als alle anderen.
Sie bewerten die Kinder und vergleichen diese mit anderen. Eigene Mütter und Väter werden entwertet und als schwach dargestellt. Sie machen Geschenke, um sich in Erinnerung zu halten, z.B. eine antike Puppe, mit der jedoch nicht gespielt werden darf, weil diese so wertvoll ist. Die Bedürfnisse der Kinder sind diesen Grosseltern egal.
Die Beziehung zu Großeltern ist ein Ort, wo Kinder reife Geborgenheit erleben sollten. Dies bleibt ihnen mit narzisstischen Großeltern verwehrt.
Die Checkliste: Sind meine Eltern Narzissten?
Narzisstische Geschwister
Narzissmus wird gemäß Sigmund Freud im Alter von ca. 9 Monaten aktiv. Ein solches Kind entwickelt sehr früh seinen eigenen Willen, weiss genau, was es will und lebt dies unbeirrt und selbstbewusst. Falls die Eltern eher nachgiebig sind, wird das Kind Grenzen regelmäßig überschreiten, um zu sehen, wie weit es gehen kann.
Ohne Widerstand kann es sehr weit gehen und Geschwister, andere Kinder oder gar Babysitter und Lehrer terrorisieren. Gelingt ihm das, ist es stolz auf sich und fühlt sich im Recht.
Welche Auswirkungen haben narzisstische Eltern auf das Kind?
Ein Kind braucht Liebe und Geborgenheit. Genau das wird Kindern von Narzissten verwehrt. Narzissten sind ausschließlich mit sich selbst beschäftigt und nicht fähig, den Kindern das zu geben, was sie brauchen.
Solche Kinder kommen zu kurz und werden Strategien entwickeln, um möglichst schadensfrei durch die Kindheit zu kommen. Diese Strategien gehen auf Kosten des Selbstwertes, Selbstliebe und Selbstachtung.
Dabei lechzt das Kind nach Anerkennung und Liebe und ist bereit, alles dafür zu tun, damit es dies erhält.
Zur Prägung solcher Kinder gehört: ich muss mich anpassen, ich bin nicht gut genug, wenn ich nicht tue, was der andere will, bin ich schlecht, werde abgelehnt und bestraft. Mit dieser Prägung gehen solche Kinder später als Erwachsene durchs Leben und ziehen dadurch wiederum narzisstische Partner, Chefs und Freunde an. Das Spiel wiederholt sich bis zum Tod, oder bis zur Erkenntnis und dem Entschluss, sich aus dieser toxischen Spirale zu befreien.
Umgang mit narzisstischen Eltern
Als Kind ist man solchen Eltern ausgeliefert und muss einen Weg finden, um zu überleben.
Befreiung von narzisstischen Eltern
Der Weg einer solchen Heilung ist lang und schmerzhaft. Es lohnt sich trotzdem, weil man dadurch die Gelegenheit auf ein glückliches Leben erhält, wo man nicht nur funktioniert, sondern sein darf, wie man ist. Siehe – Heilung von Co-Narzissmus.
Die Trennung von narzisstischen Eltern ist vergleichbar mit der Trennung von narzisstischen Partnern. Oft kommt man nicht um einen Kontaktabbruch herum. Das ist hart, weil das Urbedürfnis eines Kindes die Liebe zu den Eltern ist, was in diesem Fall nicht lebbar ist und als großer Verlust empfunden wird. Dazu kommt das Unverständnis von Angehörigen, die keine Erfahrung mit Narzissmus haben und das Verhalten relativieren mit Sätzen wie: “Versuch mal mit ihnen zu reden” – “Das kommt schon gut” – “Das ist nur eine Phase und geht vorüber”.
Mit diesen Menschen zu diskutieren bringt nichts. Das kann man sich sparen. Wer die Erfahrung mit Narzissten nicht kennt, wird auch nie verstehen, was es bedeutet.
Tröstend kann sein, wenn man sich andere mütterliche oder väterliche Vorbilder sucht, an denen man sich gesund orientieren kann. Solche Menschen trifft man z.B. in Tantra Kursen an.
Warum sollte man sich von solchen Eltern befreien?
Verharrt man in dieser toxischen Beziehung von Eltern/Kind, gibt man die Familienenergie weiter. Egal wie groß der Wille ist, alles besser und anders zu machen als die eigenen Eltern, wird man die Prägung wiederholen. Möchte man es wirklich besser machen, führt kein Weg an der eigenen Entwicklung vorbei.
Gute Beispiele für solche Entwicklungen werden in den spannenden Büchern Tödlich verliebt und Teufelsweib beschrieben.
Einzelsitzungen für die Traumabewältigung können direkt hier beantragt werden.